Von Thomas Anderegg, Managing Partner bei CGS
Das Interview und mehr können Sie hier nachlesen: CGS Update
Nachfolge regeln und kürzertreten. Das war der Plan von Thomas Lehmann, als er 2020 die Mehrheit seiner BMS Maschinenfabrik an End-of-Line Packaging Experts, kurz EOL, verkaufte. Doch es kam ganz anders, nicht zuletzt, weil ihn die Buy & Build-Strategie der CGS überzeugt hat.
Gleichzeitig mit dem Kauf der BMS lief die Suche nach einem neuen Gruppen-CEO für die EOL. Thomas Lehmann wurde als wichtigster Mitgesellschafter miteinbezogen. Nach Gesprächen mit seinem Team und seiner Familie warf er seine ursprüngliche Absicht, kürzerzutreten, über den Haufen und fragte den zuständigen CGS-Partner: «Warum mach' eigentlich nicht ich das?»
Ein absoluter Glücksfall: Thomas Lehmann und sein Managementteam kennen die Technologie und die Branche. Sie meisterten mit BMS dieselben Herausforderungen, vor denen EOL jetzt steht. Er und sein engster Kreis führen die EOL und die BMS zurzeit in Doppelfunktionen, die sie im Verlauf von 2021 sukzessive wieder abgeben werden.
Herr Lehmann, im Frühling 2020 haben Sie an die EOL-Gruppe verkauft, weshalb? War die BMS allein zu klein?
Ja, wir waren zu klein. Wir hatten das Potential, grösser zu werden, wussten aber auch, dass wir das Wachstum allein vermutlich nicht stemmen können. Dazu kam die Nachfolge. Mir war wichtig, dass die Firma weitergeführt wird und die Mitarbeitenden frühzeitig Klarheit haben. Da aus meiner Familie niemand übernehmen wollte, haben wir mit professioneller Unterstützung nach einem Partner gesucht.
Hatten Sie damals noch andere Optionen geprüft?
Von Industriepartnern über Family Offices bis hin zu Finanzstrategen haben wir alles geprüft. Zum Schluss blieben zwei mögliche Partner übrig. EOL mit CGS im Hintergrund war einer davon.
Was hat den Ausschlag für EOL gegeben?
Die Buy & Build-Strategie hat mich absolut überzeugt. Gegenüber Finanzinvestoren war ich immer vorsichtig. Als Aussenstehender hat man das Gefühl, die ziehen das Geld aus der Firma und werfen die Hülle weg. Wenn man aber die Portfoliogesellschaften der CGS anschaut, sieht man, dass die Buy & Build-Strategie ein nachhaltiger Ansatz ist. Wir haben schnell gemerkt, dass damit wesentlich mehr Drive drin ist und wir viel mehr Möglichkeiten haben, unsere Ziele umzusetzen. Die Gespräche haben immer auf Augenhöhe stattgefunden – das passt gut zu meiner Philosophie des Miteinanders.
Funktioniert die Buy & Build-Strategie so, wie Sie es erwartet haben?
Absolut. Ich bin nun seit gut einem Jahr dabei, und wir sind voll auf Kurs. Derzeit führen wir die Firmen zusammen, speziell die beiden deutschen Einheiten. Mit der amerikanischen Firma geht dies momentan aufgrund der Pandemie leider nur begrenzt.
Zur EOL gehören nebst BMS auch die deutsche A+F Automation + Fördertechnik und die amerikanische Standard-Knapp. Wie ergänzen sich die drei Unternehmen?
Sie ergänzen sich ausgezeichnet, weil alle mit ähnlichen Gebinden und Verpackungen arbeiten; zum Teil haben sie auch die gleichen Kunden. BMS hat aktuell ein Auftragsvolumen von nie geahnter Grösse, das sie nicht allein bewältigen kann. Wir haben deshalb begonnen, Technologie bei A+F zu konzentrieren, die wir für beide Firmen brauchen. So machen wir Kapazitäten bei BMS frei und fertigen insgesamt wirtschaftlicher.
Mittelfristig werden A+F und BMS die Plattform von Standard-Knapp nutzen, um in den riesigen US-Markt einzudringen. Mit dem gebündelten Know-how können wir unsere Präsenz im amerikanischen Markt ausbauen. A+F bietet BMS zudem die Möglichkeit, ihr Maschinen-portfolio zu erweitern und kombinierte Maschinen zu entwickeln. Allein wäre BMS dazu nicht in der Lage.
Was ist der Mehrwert der Zusammenarbeit mit CGS?
Die externe Beratung ist sehr wertvoll. Ich schätze den engen Austausch auf Augenhöhe; er beruht auf Wert-schätzung und Vertrauen. Ich erhalte die offene und ehrliche Meinung von CGS – ohne den Anspruch, es dann so machen zu müssen.
Welche Kernprojekte wollen Sie mit EOL vorantreiben?
Prioritär Lean Production, mit der wir bei BMS sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Weiter wollen wir gemeinsame Maschinenkonzepte und Kombimaschinen für Kartonhandling und -verpackung entwickeln. Zentral ist auch die Digitalisierung aller wertschöpfenden Bereiche, vom cloudbasierten Projektmanagement bis hin zur Inbetriebnahme mit Hilfe des Digitalen Zwillings, der digitalen Kopie der physischen Maschine. Dies bringt für unsere Kunden und die EOL viele Vorteile. Alles in allem wollen wir die Maschinen schneller und besser bauen und rascher in Betrieb nehmen können.
Wo sehen Sie die EOL-Gruppe in den nächsten 5 Jahren?
Wir wollen die erste Adresse für komplette Endverpackungen sein. Wir werden auch im wichtigen Markt Asien präsent sein, die Fühler dazu haben wir bereits vor der Pandemie ausgestreckt.
«Erfolgreiche Unternehmensführung ist wie Fussball: Einzelne Spieler können Tore schießen und ein Spiel entscheiden, die Meisterschaft lässt sich nur mit der richtigen Spielphilosophie, einem passenden Trainerstab und einer motivierten Mannschaft gewinnen.» Thomas Lehmann, 57, CEO EOL.
Buy & Build-Strategie
CGS investiert in kleine bis mittelgrosse Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) mit Umsätzen von EUR 10 bis 80 Millionen und entwickelt die Unternehmen zu marktführenden Industriegruppen in ihrer Nische, üblicherweise mit zwei bis vier Folgeinvestitionen weltweit. CGS investiert nur in Branchen, in denen sie operative Erfahrung hat: Automation, Bauzulieferer, Elektronik, industrielle Ausrüstung, Kunststoff, Maschinen, Apparate und Zubehör sowie Mess- und Regeltechnik/Sensoren.
BMS Maschinenfabrik in Pfatter, Deutschland, ist spezialisiert auf Pack- und Palettieranlagen für die Getränke-, Molkerei- und Lebensmittelindustrie. Das Unternehmen entwickelt und produziert die Anlagen und bietet von der Planung und Steuerung über die Lieferung, Montage und Inbetriebnahme bis hin zur Wartung einen umfassenden Service.
EOL Packaging Experts ist ein weltweit agierender Hersteller von integrierten, hochwertigen End-of-Line-Verpackungsmaschinen und -automatisierung für die Milch-, Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie für Konsumgüter. 2017 in Deutschland gegründet, umfasst die Gruppe heute die deutschen Tochterfirmen A + F Automation + Fördertechnik und BMS Maschinen-fabrik sowie die amerikanische Standard-Knapp. Der Umsatz beträgt rund EUR 70 Millionen. Gruppen-CEO Thomas Lehmann hat in den USA und in Asien gelebt und kennt die beiden wichtigen Marktgebiete aus erster Hand.;
Das Interview und mehr können Sie hier nachlesen: CGS Update
Sprache auswählen